Mittwoch, März 29, 2006

altvorstellung III

diesmal: "Unternehmensziele als Ideologie: Zur Kritik betriebswirtschaftlicher und organisationstheoretischer Entwürfe einer Theorie der Unternehmungsziele", die 1976 im Verlag Kiepenheuer & Witsch als buch erschienene dissertation von Günther Ortmann. das buch ist aus mehreren gründen such- und lesenswert:

- Günther Ortmann kann ohne übertreibung als einer der angesehensten deutschsprachigen organisationsforscher bezeichnet werden. seine dissertation war aber noch sehr umstritten, da die damals herrschenden ansätze (z.b. anreiz-beitrags-theorie) heftigste kritik einstecken mussten.

- die schärfe, klarheit und direktheit der formulierten kritik imponieren und machen das lesen teilweise zu einem echten vergnügen.

- Ortmann entpuppt sich als forscher mit stark marxistischer vergangenheit.

zur illustration sämtlicher punkte, der letzte absatz des buches als wörtliches zitat:

"Das aber wäre eine Gesellschaft, in der - nach einem Wort von Habermas - Platz nur für zwei sorten von Menschen wäre: Sozialingenieure und Insaßen geschlossener Anstalten. Wen es bei dieser Vision fröstelt, der kommt an einer Auseinandersetzung mit der hier nur angedeuteten Theorie nicht vorbei. Dies nun allerdings versucht die BWL mit subtilen und weniger subtilen Mitteln - sie bedient sich dabei des Totschweigens ebenso geschickt wie der Studien- und Prüfungsordnungen - zu verhindern, obwohl sie von dieser Theorie kaum mehr als den Familiennamen ihres Autors kennt: Marx heißt der Mann."

Montag, März 27, 2006

die große deutsche zeitung

nachdem dieser blog in seiner unregelmäßigen aktualisierung schon drohte zur institutionalisierten litanei über den niedergang deutschen qualitätsjournalismuses an hand des (immer noch) schrecklichen spiegel-beispiels zu werden, soll heute an dieser stelle einmal der große lichtblick der deutschen presselandschaft, "Die Zeit" gewürdigt werden. anlass dafür ist die aktuelle, ziemlich gelungen ausgabe (trotz eines gastkommentars von Hans-Werner "hohepriester des neoliberalismus" Sinn). Folgende online zugänglichen artikel sollen beispielhaft belegen, dass es hoch an der Zeit (kalauer, kalauer) ist, sein Spiegel-abo gegen ein Zeit-Abo einzutauschen (Spiegel-Abo-Kündigungsbestätigung dann einfach umgehend an die Titanic schicken):

"Früher beginnen, später trennen - Plädoyer für einen behutsamen Umbau des deutschen Schulsystems"

"Kinderschwund - na und? - Deutschland ist überbevölkert"

"80 Millionen Verschwender - Ein Energiegipfel soll die Versorgung sichern. Doch wichtiger als neue Kraftwerke sind sparsame Bürger und Unternehmen"